Bei bestem Sommerwetter besuchten am 23. Juli 2022 insgesamt 35 Mitglieder und Gäste das Schauspiel „Der Club der toten Dichter“, das in Bad Hersfeld zum ersten Mal in Europa als Theaterstück aufgeführt wurde.
Traditionell fand dieses Angebot wieder großes Interesse – immerhin fahren wir schon im 40. Jahr zu den Festspielen und unser Verein wird dort auch als Stammkunde entsprechend wertgeschätzt, was sich u.A. darin ausdrückt, dass wir sehr gute Plätze verbilligt bekamen.
Mit einem Premium-Bus der Firma Frölich fuhren wir nach Bad Hersfeld. Dort nahmen wir nach einem Aperitif gemeinsam das Abendessen im Hotel STERN ein. Vor dem Essen hatten wir eine Einführung in das Stück gebucht, die der Chefdramaturg Timan Raabke übernahm.
Mit einem sehr unterhaltsamen Vortrag schilderte er zunächst, wie es überhaupt dazu kam, dass die Hersfelder Festspiele die Aufführungsrechte des Stoffs als Theaterstück bekamen. Das war durchaus kompliziert und gelang nur durch das geschickte Nutzen der Netzwerke, die der Intendant Joern Hinkel hat, denn der weltweit erfolgreiche Film von Peter Weirs hatte hohe Ansprüche an eine Umsetzung am Theater erzeugt.
Tom Schulman hatte vor 30 Jahren seine eigenen Erlebnisse im Internat in sein Drehbuch umgesetzt und er setzte seinem eigenen Englischlehrer damit ein Denkmal. Eng angelehnt an das Drehbuch von Tom Schulman, bereiteten Jörn Hinkel und Tilman Raabke den Stoff so auf, dass eine hervorragende Theaterfassung entstand, die nun schon in der zweiten Spielzeit in Bad Hersfeld vor ausverkauftem Haus läuft.
Dass die Akteure zwangsläufig in der zweiten Spielzeit teilweise neu waren, tat der Qualität keinen Abbruch – im Gegenteil, es wurden erstklassige schauspielerische Leistungen geboten.
Zum Inhalt: Die Elite-Akademie Welton, die sich kein „Normalbürger“ für seine Kinder leisten konnte, war der Grundstock für den Zugang zu den 10 Elite-Universitäten der USA und damit auch für eine erfolgreiche Karriere. Der Ehrenkodex dieser Akademie lautete: „Tradition! Ehre! Disziplin! Leistung!“ – er bedeutete, dass eigenständiges Denken und Kritik unerwünscht sind und das Abweichen von diesem Ehrenkodex hart sanktioniert, teilweise mit Schulverweis geahndet wird. John Keating, der neue Englischlehrer, der selbst einmal in Welton Schüler war, wirkt wie ein Exot in diesem Konzept. Er fordert mit unkonventionellen Experimenten seine Schüler zu selbständigem Handeln und freiem Denken auf. Es wird in einer alten Chronik entdeckt, dass er als Schüler im geheimen „Club der toten Dichter“ war. Das inspirierte seine Schüler nun, selbst diesen Club geheimnisvoll wiederzubeleben. Man las sich in einer Höhle im Wald gegenseitig Gedichte vor, auch der schüchterne neue Schüler Anderson durfte dabei sein, obwohl er nur Zuhören wollte. Und es blieb auch nicht aus, dass eines Tages Mädels auftauchten, was intern sehr umstritten war. Man begann den bisher strikten schulischen Gehorsam in Frage zu stelle. Aber als dann einer der Klasse unabgestimmt einen anonymen Artikel in der Schülerzeitung verfasste, eskalierte der Konflikt mit der Schuldirektion. Parallel dazu hatte ein Schüler der Clique, Neils, sein Talent und seine Liebe zur Schauspielerei entdeckt und es mit gefälschter Unterschrift seiner Eltern dazu gebracht, dass er an einer Mädchenschule die Hauptrolle in einem Theaterstück bekam. Sein extrem strenger und konservativ eingestellter Vater, ein Offizier, hatte ihm das verboten, tauchte dann aber bei der Premiere auf, was zu einem finalen Zusammenstoß zwischen Vater und Sohn führte, mit der Folge, dass der Sohn sich mit der Pistole seines Vaters (die er bei Aufnahme in das Internat von seinem Vater geschenkt bekommen hatte) erschoss. Das konnte nach Sicht der Schulleitung nicht sein, schnell war der Englischlehrer Keating als die Quelle des Ungehorsams der Schüler und des Selbstmords von Neils ausgemacht und die Schüler wurden nach und nach gezwungen, dies schriftlich zu bestätigen – teilweise unterstützt von Eltern, die dadurch unbedingt erreichen wollen, dass der Sohn im Internat verbleibt. Die Folge war, dass Keating vom Kollegium ausgeschlossen wurde. Als er sich von der Klasse verabschiedete, bestand die eindrucksvolle Schlussszene darin, dass, angefangen beim schüchternsten Schüler Anderson, sukzessive gefolgt von den meisten Mitschülern, erklärt wurde, dass man zur Unterschrift gezwungen wurde und unter den Bekenner-Rufen der Schüler „Capt’n my Capt’n“ der Englischlehrer verschwand und klar war, dass die Schüler den Weg in ein selbstbestimmtes Leben gefunden hatten.
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